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15 Dinge, die in Japan anders laufen, von denen Ausländer und auch Einheimische irritiert sind

Japan ist ein interessantes Land. Angefangen bei den Eigenheiten der Einheimischen und der japanischen Frauen, bis hin zum Fernsehprogramm gibt es viele Überraschungen für ausländische Touristen. Oft kommen uns diese Eigenheiten sehr seltsam und unlogisch vor. Und manchmal stören sich selbst die Japaner daran.

Heute erzählt dir Sonnenseite von solch alltäglichen Traditionen und Verhaltensweisen, die selbst Menschen irritieren, die ihr ganzes Leben in Japan verbracht haben.

1. Nachbarn können sich bei der Verwaltung der Wohnanlage über andere Bewohner beschweren, wenn sie ihrer Meinung nach beim Spazierengehen zu laut sind.

Weil Japan beim Bau von Wohnkomplexen leichte Materialien verwendet, sind die Wände in den Wohnungen sehr dünn. Es ist also nicht nur in Verkehrsmitteln und anderen öffentlichen Orten wichtig, leise zu sein, sondern vor allem in den eigenen vier Wänden. Ein ausländischer Blogger erzählte auf seinem YouTube-Kanal von Nachbarn, die sich über das laute Schließen von Schranktüren beschwert hatten.

Aber nicht alle Japaner sind bereit, still zu sein und auf Zehenspitzen durch ihre Wohnung zu schleichen. Wie überall feiern die jungen Leute, hören Musik und reden auch mal laut miteinander, aber wegen der dünnen Wände endet das immer in Schwierigkeiten.

2. Es ist inakzeptabel, Konflikte im privaten Gespräch zu lösen.

Du fragst dich vielleicht, warum der Nachbar den Bewohner, der so laut die Türen schließt, nicht direkt anspricht und ihn einfach bittet, es leiser zu tun. Aber in diesem Land ist es inakzeptabel, alltägliche Konflikte persönlich zu lösen. Ein Brite, der in Japan lebt, hat in seinem Blog beschrieben, wie man sich gegenüber seinen Nachbarn verhalten muss: Es ist nicht erlaubt, sich direkt zu beschweren, du musst einen Beschwerdebrief an den Verwalter der Wohnanlage schreiben.

Der Verwalter macht dann einen Aushang am schwarzen Brett. Darauf steht, dass sich einige Bewohner über den Lärm beschweren und die Krachmacher damit aufhören sollen. Es kann sein, dass mehrere Briefe geschrieben werden müssen, um in dieser Angelegenheit etwas zu erreichen.

3. Laute Werbung auf den Straßen lässt die Leute auch am Wochenende kaum schlafen.

Trotz der strengen Auflagen, leise zu sein, gibt es in Japan eine Menge Beschallungswerbung, stationär und auch mobil. Autos mit Lautsprechern auf dem Dach fahren durch die Gegend und werben für alles Mögliche, von Reparaturen für Haushaltsgeräte und dem aktuellen Brot bis hin zu politischen Parteien.

Das gefällt nicht allen Japanern, denn die Werbe-Transporter stören die Nachbarschaft. Und das auch am Sonntag, dem einzigen Tag, an dem die arbeitende Bevölkerung ausschlafen könnte. Trotz Beschwerden lässt die Polizei diese Wagen zu.

4. In den Wohnungen gibt es keine Heizung.

Es heißt, dass es in Japan keine Zentralheizungen gibt, weil sie durch Erdbeben zerstört werden und es sehr teuer ist, jedes Mal die Rohre neu zu verlegen, die Isolierung anzubringen und die Heizkörper zu installieren. Deshalb nutzen Japaner Heizgeräte, Heizkissen, Heizdecken und haben den berühmten Kotatsu-Tisch entworfen.

Bis vor ein paar Jahren waren die Japaner auch zufrieden damit. Aber mit dem Aufkommen von Reisebloggern, die Bilder der Heizkörper der japanischen Hotels in den sozialen Medien posteten, begannen die Japaner in Sachen Zentralheizung umzudenken. Einige fortschrittliche (und wohlhabende) Bürger bauen jetzt Heizkessel in die Wohnung.

5. “Gal-Mamas” schaden der japanischen Perfektion.

Das sind Frauen mit Kindern, die das Gal-Image pflegen: Sie tragen auffällige Kleidung, machen sich die Nägel und Wimpern, färben sich die Haare und haben verrückte Frisuren. Im Allgemeinen werden Gal-Frauen und -Mädchen in der Gesellschaft akzeptiert, wie auch andere Subkulturen. Aber Gal-Mamas werden oft kritisiert, weil sie ihre Kinder miteinbeziehen und ihnen von Geburt an eine verzerrte Vorstellung von wahrer Schönheit vermitteln.

6. Viele schließen ausländische Freundschaften, um sie zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Im Internet wurde schon mehrmals geschrieben, dass es schwierig ist, freundschaftliche Beziehungen zu Japanern aufzubauen. Aber es gibt eine besondere Kategorie von Japanern, die sich leicht mit Ausländern anfreunden, weil es in Mode ist. Sie haben dann etwas, womit sie in ihrem Umfeld prahlen können. Sie nutzen ausländische Freunde auch zu ihrem Vorteil, zum Beispiel, um ihr Englisch zu verbessern.

Ausländer werden normalerweise nicht ins Haus eingeladen. Und falls du deine Hilfe beim Umzug anbietest, werden die Japaner überrascht sein und höflich ablehnen. Im Allgemeinen behandelt die japanische Gesellschaft die Gaijin-Jäger (Japaner, die Ausländer lieben) mit Vorurteilen.

Unter den japanischen Frauen gibt es ausländische Männerjägerinnen, die ein ganz bestimmtes Ziel verfolgen: sie wollen ein Mischlingskind gebären. Ein gemischtrassiges Kind, dessen Eltern ein Ausländer und eine Japanerin sind. Diese Kinder sehen oft sehr schön aus und unter ihnen befinden sich viele Models und Schauspieler. Aber die Gesellschaft steht dem zwiegespalten gegenüber.

7. Die Japaner unterteilen ihr Volk in uchi und soto.

Uchi ist “der innere Kreis”, d.h. Familienmitglieder, enge Freunde, manchmal auch Kollegen, mit denen eine Person lange zusammenarbeitet. Die anderen Menschen sind soto, d.h. Außenseiter. Diese beiden Gruppen sind so unterschiedlich, dass die Japaner sogar andere grammatikalische Konstruktionen verwenden, um mit beiden zu kommunizieren. Die Reise von soto zu uchi kann lange dauern.

Einige fortschrittliche junge Japaner finden dieses System aber gesellschaftsschädigend, weil daraus auch viele Selbstmorde resultieren. Dieses Phänomen des sozialen Eskapismus, Hikikomori, ist aber auf dem Vormarsch. Damit werden auch einige psychische Störungen in Zusammenhang gebracht, die aus dem Zwang resultieren, Gefühle und Gedanken im Uchi-Kreis halten zu müssen.

8. Es wird geschätzt, dass mehr als 700 000 Menschen ein Hikikomori-Leben führen. Sie sind durchschnittlich 31 Jahre alt.

Hikikomori sind Menschen (meist junge Menschen), die sich aus freien Stücken von der Gesellschaft isoliert haben. Meistens leben sie in der Obhut ihrer Verwandten und verlassen nur selten ihr Zimmer, wohin ihnen Essen und andere lebensnotwendige Dinge gebracht werden. Einige von ihnen haben keine sozialen Kontakte und bleiben 7 bis 10 Jahre lang in ihren vier Wänden. Die japanische Regierung ist seit langem besorgt über dieses Phänomen und sucht nach Maßnahmen, um die Hikikomori in ein normales Leben zurückzuführen.

9. In der U-Bahn gibt es “Pusher”, die den Leuten helfen, in die U-Bahn zu kommen.

Oshiya ist das Wort für die “Drücker” in der Tokioter U-Bahn. In Uniform, mit weißen Handschuhen und Mützen schieben sie die Menschen rein, um sicherzustellen, dass niemand draußen bleibt oder beim Schließen der Türen eingeklemmt wird.

10. In Japan ist es normal, dass sich Verliebte nur ein paar Mal im Monat sehen.

Verliebte Paare in Japan sehen sich nicht jeden Tag, wie in Europa und Amerika. Für sie reicht es aus, sich ein paar Mal im Monat zu treffen. Sie reden auch nicht während der Trennung über Messanger-Apps miteinander und sie schicken keine Briefe oder Fotos. Das liegt nicht daran, dass sie nicht verliebt sind, aber so ist es eben.

Außerdem ist die Dating-Kultur in Japan nicht so weit entwickelt. Blumen und Pralinen werden in der Regel nicht verschenkt. Rechnungen in Restaurants und Cafés werden geteilt und in Vergnügungsparks zahlt jeder selbst für seine Eintrittskarte. Komplimente werden selten gemacht, Damen werden nicht empfangen und man gibt sich nicht die Hand. Außerdem zeigen Verliebte ihre Gefühle nicht in der Öffentlichkeit. Auf öffentlichen Plätzen dürfen sie höchstens Händchen halten.

11. In Bekleidungsgeschäften ist das Verkaufspersonal sehr aufdringlich.

Viele Ausländer gehen nicht gerne in japanische Geschäfte, weil der Service zu aufdringlich ist. In unseren Einkaufszentren nimmst du einfach ein Kleidungsstück mit in die Umkleidekabine, probierst es an, ziehst es wieder aus und hängst es zurück, ohne dass es jemand merkt. In Japan ist das nicht so.

Die Verkäufer sind darauf geschult, ihren Kundinnen und Kunden zu folgen, ihnen Komplimente zu machen und sie bei der Zusammenstellung ihrer Kleidung zu beraten. Wenn der Kunde in die Umkleide geht, steht der japanische Verkäufer in der Nähe des Eingangs und fragt, ob er oder sie eine andere Größe haben möchte. Wenn der Kauf abgeschlossen ist, führen sie den Kunden zum Ausgang, verbeugen sich und bedanken sich für den Kauf.

12. Kinderbücher über den Toilettengang sind sehr beliebt.

Die Japaner sind der Meinung, dass das Thema Toilette bei der Erziehung der Kinder sehr wichtig ist. Der Po ist ein Teil des Körpers, wie alle anderen Teile auch, und die Ausscheidung ist ein natürlicher Vorgang des Körpers. Das Kind sollte wissen, wie man es richtig macht. Und diese Bücher sind unterhaltsam.

Viele Eltern gestehen, dass ihre Kinder es lieben, das Kanji-Alphabet mit Mr. Unko zu lernen, der ein Poop ist. Mr. Unko bringt den Kindern das Schreiben bei mit Hilfe von Sätzen wie: “Ein Mensch hat in Kacke gegriffen, wenn er sich bei einem Problem falsch entschieden hat”.

13. Selbst bei kurzen Ausflügen in benachbarte Städte werden Souvenirs, Omiyage genannt, für Kollegen und Verwandte mitgebracht.

Macht das jemand nicht, schadet diese Person ihrem Ansehen. Es gibt eine Art Witz in Japan: ein Japaner verbringt 15 Minuten damit, sich die historische Stätte anzusehen und 45 Minuten, um ein Omiyage auszuwählen.

14. Trinkgeldverbot!

Während es in vielen Ländern der Welt dazu gehört, dem Personal Trinkgeld zu geben, kann es in Japan als Beleidigung verstanden werden. Dort gibt es keine Trinkgeldkultur und die Mitarbeiter sind daran gewöhnt, den größtmöglichen Respekt zu zeigen und die Anforderungen zu erfüllen, ohne dass sie von den Kunden belohnt werden müssen.

15. Es ist okay, in der U-Bahn an der Schulter eines Fremden einzuschlafen.

Vielleicht ist schon mal ein Fremder an deiner Schulter “eingeschlafen”, während du in einem öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs warst. Das ist eine unangenehme Situation, aber kommt nicht so häufig vor. In Japan hingegen ist das Schlafen in der Öffentlichkeit (in der U-Bahn, in Parks und auch bei der Arbeit) ein Symbol für Fleiß. Wenn sich also jemand während einer U-Bahn-Fahrt an die Schulter einer anderen Person lehnt, um zu schlafen, darf er das nicht nur, sondern sollte auch nicht gestört werden.

Wenn du in Japan wärst, mit welchem dieser ungeschriebenen Gesetze hättest du die meisten Schwierigkeiten und welche Sitten und Gebräuche findest du im Gegenzug attraktiv?

#TheSoul.Article# Please note: This article was updated in #TheSoul.Article.Disclaimer.Month# July 2021 to correct source material and factual inaccuracies.
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