Sonnenseite
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Das neue 10 Mrd. $ teure Teleskop der NASA entdeckte künstliches Licht auf Proxima B

Von der Erde aus starten Hunderte von diplomatischen Raumschiffen in den Weltraum. Sie erreichen ihr Ziel und werden von Hunderten von außerirdischen Schiffen empfangen. Das ist der erste Kontakt der Menschheit mit einer außerirdischen Zivilisation. Vor nicht allzu langer Zeit wurden sie in einem Sternensystem entdeckt, das der Erde ziemlich nahe ist. Es handelt sich um Proxima Centauri. Dieser rote Zwergstern ist unserem Sonnensystem am nächsten. Er ist sieben-mal kleiner als unsere Sonne, aber fünfzig Prozent größer als der Jupiter. Proxima Centauri ist außerdem acht-mal so hell wie die Sonne.

Dieses Sternensystem ist vier Komma zwei Lichtjahre entfernt. So lange braucht ein Lichtphoton, um von diesem Stern zur Erde zu gelangen. Zum Vergleich: das Sonnenlicht braucht nur acht Minuten, um unseren Planeten zu erreichen. Falls du also zu Proxima Centauri reisen würdest, bräuchtest du mit einer herkömmlichen Rakete etwa dreiundsiebzig tausend Jahre. Das ist länger, als unsere intelligente Zivilisation existiert. Aber es ist nicht der Stern, der uns interessiert, sondern der Planet, der ihn umkreist. Proxima Centauri b. Er ist siebzehn Prozent größer als die Erde und etwa zehn Prozent schwerer. Er umkreist seinen Stern in einer Entfernung von sieben Komma drei Millionen Kilometern. Zum Vergleich: die Erde ist einhundert Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, also zwanzig Mal weiter weg.

Proxima Centauri, der Wirtsstern, ist ein Roter Zwerg. Er strahlt nicht so viel Licht und Wärme ab wie unsere Sonne. Aber dadurch befindet sich der Planet Proxima Centauri b genau in der bewohnbaren Zone des Sterns. Er befindet sich also in einem perfekten Abstand zu seinem Wirtsstern, so dass es auf dem Planeten weder zu heiß wird noch zu kalt ist. Anders gesagt, die Temperatur auf Proxima Centauri b ist so günstig, dass Wasser dort flüssig ist. Und das bedeutet wiederum, dass es auf Proxima Centauri b Leben geben könnte.

Aber weitere Beobachtungen des Planeten lassen Zweifel aufkommen. Der Wirtsstern ist nämlich sehr instabil. Seine Helligkeit ändert sich zu häufig. Im Jahr zweitausend siebzehn wurden Astronomen Zeugen eines katastrophalen Blitzes. Der Stern steigerte seine Helligkeit für zehn Sekunden um das Tausendfache. Dann gab es noch einen Blitz, aber schwächer. Durch diese Lichtblitze wurde der Planet von so einer enormen Strahlungsmenge getroffen, die, wenn es dort Leben gegeben hätte, alles vernichtet hätte. Insgesamt ist Proxima Centauri b etwa vierhundert Mal mehr der Röntgenstrahlung ausgesetzt als die Erde. Komplexe lebende Organismen können unter diesen Bedingungen nicht leben. Selbst wenn es auf Proxima Centauri b eine Atmosphäre und einen Ozean gäbe, würden sie durch die ständige Strahlung vom Planeten weggefegt, sagen die Forschenden.

Proxima Centauri b ist so nahe an seinem Wirtsstern, dass er gravitativ an ihn gebunden ist. Das bedeutet, dass der Planet dem Stern immer nur mit einer Seite zugewandt ist. So wie unser Mond der Erde zugewandt ist. Das bedeutet also, dass nur eine Seite des Planeten dieser furchtbaren Strahlung ausgesetzt ist. Und so kamen einige Experten auf die Idee, dass auf der Nachtseite des Planeten eine intelligente Zivilisation leben könnte. Es könnte die Zivilisation gewesen sein, die uns dieses seltsame Signal geschickt hat, das Astronomen im Jahr zweitausend neunzehn empfangen haben. Die Forschenden beschrieben es als “ein helles, lang anhaltendes optisches Aufflackern, begleitet von einer Reihe intensiver, kohärenter Radioausbrüche.” Dieses Radiosignal wurde dreißig Tage lang von einem der Radioteleskope auf der Erde beobachtet. Forschende vermuteten, dass das Signal künstlichen Ursprungs war, also von einer außerirdischen Zivilisation gesendet worden sein könnte. Vermutlich kam das Signal von Proxima Centauri b oder einem der Monde, die sich in diesem Sternsystem befinden könnten.

Aber weitere Beobachtungen konnten das Signal nicht mehr entdecken. Die vorherrschende Theorie unter Forschenden besagt, dass es sich bei diesem Radiosignal nur um eine Art Störung unserer eigenen Technologie handelt. Was aber, wenn es wirklich von einer Zivilisation gesendet wurde, die auf der dunklen Seite von Proxima Centauri b lebt? Tja, das werden wir vielleicht bald herausfinden. Forschende schickten nämlich ein nagelneues Teleskop ins All. Es ist das James-Webb-Weltraumteleskop, das Ende zweitausend einundzwanzig gestartet ist. Eine Trägerrakete hob von der Erde ab und erreichte die Umlaufbahn. Dann wird sie das Teleskop an einen bestimmten Punkt zwischen unserem Planeten und der Sonne gebracht, wo die Gravitationskräfte ungefähr gleich groß sind. Im Weltraum gibt es keine Lichtverschmutzung, so wie bei uns auf der Erde. Dort gibt es auch keine Wolken oder andere Wetterbedingungen, die das Teleskop stören könnten.

Das James-Webb-Weltraumteleskop soll das Hubble-Teleskop ablösen, das seit neunzehnhundert neunzig im Weltraum in Betrieb ist. Das neue Teleskop kostet neun Komma acht Milliarden Dollar. Es ist so teuer, weil es unter anderem einen Spiegel hat, der so breit wie ein Boxring ist. Damit kann das Teleskop sehr weit ins All sehen. Und zwar so weit, dass das Licht von den dort stattfindenden Ereignissen die Erde noch nicht erreicht hat. Das bedeutet also, dass wir in die Vergangenheit sehen können. Und das James-Webb-Weltraumteleskop wird das Universum fast unmittelbar nach dem Urknall sehen. Wir werden sehen, wie die ersten Sterne und Galaxien entstanden sind und wie sich das Universum zu dem entwickelt hat, was wir heute beobachten. Aber auch Proxima Centauri b kann mit diesem Teleskop untersucht werden, so dass Astronomen dort weiter nach künstlichem Licht suchen können, also nach LED-Lampen und ähnlichem.

Wenn es auf der Nachtseite von Proxima Centauri b wirklich Leben gibt, dann müssten die Bewohner gelernt haben, Wärme und Licht von der Tagseite des Planeten zu übertragen. Und sie müssten künstliches Licht verwenden, um das Leben auf ihrer Seite zu unterstützen. Das James-Webb-Weltraumteleskop ist stark genug, um die vom Stern ausgesandten Lichtwellen zu empfangen und zu unterscheiden, ob sie auf der dunklen Seite des Planeten erzeugt wurden. Wenn wir tatsächlich künstliches Licht entdecken würden, hätten wir den allerersten Beweis, dass eine intelligente Zivilisation außerhalb unseres Sonnensystems existiert. Aber bei Berechnungen und der Interpretation von Daten sind immer Fehler möglich. Die einzige Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden, besteht darin, eine Raumsonde zu Proxima Centauri zu schicken. Dann könnten wir echte Bilder von dem Planeten machen.

Das Hauptproblem ist aber die Entfernung. Obwohl Proxima Centauri dem Sternsystem der Erde am nächsten ist, dauert es immer noch Zehntausende Jahren, um dorthin zu gelangen. Vielleicht erinnerst du dich noch an die Raumsonde Voyager Eins, die etwa vierundvierzig Jahre brauchte, um das Sonnensystem zu verlassen! Aber das war nur ein kleiner Schritt im Vergleich zur tatsächlichen Entfernung zum nächstgelegenen Stern. Wir brauchen also andere Reisemethoden, und die müssen viel schneller sein. Forschende wollen Mikrosonden zu Proxima Centauri b schicken. Sie werden nicht schwerer sein als eine Nähnadel. Eine Trägerrakete soll etwa tausend dieser Sonden in die Umlaufbahn bringen. Dann werden sie ein Raumsegel entfalten, das aus einem ultraleichten Material besteht, und mit der Kraft des Lichts soll Schub erzeugt werden.

Wenn das Segel entfaltet ist, werden wir einen starken Laserstrahl darauf fokussieren. Dieser wird die Sonden auf etwa zwanzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Das ist für unsere Verhältnisse ein absoluter Geschwindigkeitsrekord. Aber es wird trotzdem noch etwa einundzwanzig Jahre dauern, bis diese Sonden ihr Ziel erreicht haben werden. Und dann müssen wir noch etwa vier Jahre warten, bis wir das erste Signal von ihnen erhalten. Übrigens ist das Sternensystem Proxima Centauri nicht die einzige potenzielle Welt, wo es Leben geben könnte. Eine der Aufgaben des James-Webb-Weltraumteleskops ist es, nach weiteren Welten Ausschau zu halten. Mit den leistungsstarken Instrumenten des Teleskops können wir auch relativ kalte Planeten finden. Also wo Temperaturen herrschen, die denen auf der Erde nahe kommen. Wir werden in der Lage sein, etwa zwei Dutzend der nahe gelegenen Sternensysteme im Detail zu untersuchen. Und wir können, nicht nur die Planeten, sondern auch ihre Monde erforschen. In der Wissenschaft geht man davon aus, dass wir viele Exoplaneten entdecken werden. Ab diesem Jahr, zweitausend zweiundzwanzig, werden wir wohl ständig von neu entdeckten Welten hören und mehr über die bereits Entdeckten erfahren.

Mit dem James-Webb-Weltraumteleskop können wir also auch unser eigenes Sonnensystem genauer untersuchen. Den Jupitermond Europa zum Beispiel. In der Wissenschaft glaubt man, dass es dort Wasser geben könnte. Obwohl Europa wie ein Eisblock aussieht, erhitzt die Gravitationswirkung von Jupiter seinen Kern. Dadurch ist wahrscheinlich das Eis tief unter der Oberfläche geschmolzen. Also unter der Eiskruste könnte sich ein Ozean befindet. Ähnliche Bedingungen könnten auch auf Enceladus, dem Saturnmond, herrschen. Dieser Mond ist geologisch aktiv. Es gibt Geysire, die aus den Rissen der Mondoberfläche emporschießen. Die Infrarotinstrumente des James-Webb-Weltraumteleskops werden in der Lage sein, Europa und Enceladus nach Biosignaturen abzusuchen. Damit sind Spuren von lebenden Organismen und Bakterien gemeint.

Das James-Webb Teleskop ist für eine Betriebsdauer von etwa sechs Jahren vorgesehen. Aber in Zukunft werden wir ein noch größeres Teleskop in Betrieb nehmen. Es wird LUVOIR heißen, was für “Large UV Optical Infrared Surveyor” steht. Sein Spiegel soll doppelt so groß werden wie der des James-Webb Teleskops [LUVOIR] und fast siebenmal so groß wie der von Hubble. Der Start des Teleskops ist für das Jahr zweitausend neununddreißig geplant. Es soll mit Hilfe einer superstarken Rakete in die Umlaufbahn gebracht werden. Dann wird das Teleskop an seinen Bestimmungsort fliegen, anderthalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Von dort aus können wir weitere Beobachtungen machen. Es wäre gut, wenn wir bis dahin gelernt hätten, schneller als mit Lichtgeschwindigkeit zu reisen. Wenn wir nämlich mit Hilfe des Teleskops einen potenziell bewohnbaren Planeten finden würden, könnten wir sofort eine Raumsonde oder sogar ein Forscher-Team dorthin schicken. Dann würde ein diplomatisches Treffen mit einer außerirdischen Zivilisation Wirklichkeit werden!

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