Ein seit 1955 vermisstes Flugzeug landet nach 37 Jahren
Kennst du das Gefühl, wenn du dein Leben lang einem Geheimnis auf die Schliche kommen willst? Nein? Nun, Detektiv Anderson schon. Während seiner dreißig-jährigen Karriere löste er viele Fälle, fing hunderte Diebe und half dabei, tausende Leben zu retten. Er kann mit unzähligen, erfolgreich gelösten Fällen aufwarten.
Im Alter von fünfundzwanzig schnappte er einen Dieb, der sich jährlich durch plastische Chirurgie sein Aussehen verändern ließ. Als Anderson dreißig war, brachen überall auf der Welt Häftlinge aus Gefängnissen aus. Auch diesen Fall löste er erfolgreich. Im Alter von achtunddreißig entdeckte er in einem Vulkankrater einen geheimen Stützpunkt eines verbotenen Ordens. In seinen Fünfzigern war es ihm möglich, die unerklärlichsten Dinge der Welt zu erklären. Doch etwas konnte er nicht lösen. Das waren zwei mysteriöse Fälle von verschwundenen Flugzeugen aus den Fünfzigern. Jahrelang hatte Anderson die Details dieses Rätsels studiert. Leider war er noch zu jung gewesen, als die Geschichte begann. Er konnte nur mit Vermutungen und Notizen arbeiten.
Doch heute kam ihm plötzlich eine Idee. Zum ersten Mal in vielen Jahren hatte er das Gefühl, den Fall lösen zu können. Doch dazu musste er sich erneut in die Geschichte vertiefen. Also öffnete er den Schrank und zog zwei alte Zeitschriften mit detaillierten Artikeln über die Vorfälle hervor. Der erste Fall ereignete sich im Sommer neunzehnhundert fünfundfünfzig. Am ersten Juli startete der Pan Am Flug Neun Eins Vier in New York mit einundsechzig Personen an Bord. Die Maschine war eine Douglas DC-Vier. Im Gegensatz zu modernen Flugzeugen hatte sie riesige Propeller statt Turbinen. Alle Passagiere legten ihre Sicherheitsgurte an. Das Flugzeug fuhr über das Rollfeld, nahm an Geschwindigkeit auf und hob ab. Es stieg in den Himmel und war bald außer Sichtweite.
Das Ziel war Florida. Die Flugzeit sollte drei Stunden betragen. Die Luftraumüberwachung beobachtete das Flugzeug auf dem Radar, als Pan Am Neun Eins Vier plötzlich verschwand. Der diensthabende Mitarbeiter versuchte, den Piloten zu kontaktieren, erhielt jedoch keine Antwort. New York gab in Florida Bescheid. Sie gaben an, das Flugzeug auch nicht sehen zu können. Normalerweise melden Piloten über Funk, wenn sie abstürzen oder in einen Sturm geraten. Doch diesmal kam nichts. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, eine Verbindung herzustellen, wurde eine groß angelegte Suchaktion gestartet. Die Verbindung war mitten über dem Atlantik abgebrochen. Die Fluggesellschaft ging daher davon aus, dass die Maschine ins Meer gestürzt war. Doch dafür gab es keine Beweise. Normalerweise findet man im Wasser treibende Trümmer oder Gepäck. Diesmal fanden die Retter absolut nichts.
Das Flugzeug hatte auch kein Notsignal abgesetzt. Es verschwand ohne jede Spur. Das Ereignis geriet siebenunddreißig Jahre lang in Vergessenheit. Doch dann geschah etwas höchst Seltsames. Neunzehnhundert zweiundneunzig. Venezuela. Flughafen von Caracas. Der Kontrollturm erhielt ein Signal von einem unbekannten Flugzeug, das sich näherte. Aber es hätte gar nicht da sein dürfen. Für diese Zeit waren kleine Flüge eingeplant. Das Flugzeug landete. Dem Dispatcher und der übrigen Belegschaft des Flughafens war klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Das Flugzeug sah mit seinen riesigen Propellern ziemlich alt aus. Nach der Landung kontaktierte der Pilot den Flughafen: “Wo sind wir?” Er wurde aufgefordert, sich zu identifizieren. Ein paar Sekunden später kam die Antwort: “Pan Am Flug Neun Eins Vier auf dem Weg von New York nach Florida mit vier Besatzungsmitgliedern und siebenundfünfzig Passagieren an Bord.”
Keiner wusste, was zu tun war. Alle wussten, welches Flugzeug da vor ihnen stand. Aber wie kam die Maschine nach siebenunddreißig Jahren und so weit von ihrem Ziel entfernt auf ihren Flugplatz? Nach ein paar Sekunden sagte ein Mitarbeiter in das Mikrofon: “Wir haben den neunten September neunzehnhundert zweiundneunzig. Das wisst ihr schon, oder?” Es folgte eine lange Pause. Dann antwortete der Pilot panisch: “Oh, nein! Jimmy, wo sind wir? Nein! Bleib weg! Lass uns verschwinden!” Die Flughafenmitarbeiter sahen den Piloten wild gestikulieren. Dann startete er die Motoren und fuhr mit dem Flugzeug zurück auf die Piste. Pan Am Neun Eins Vier beschleunigte und hob wieder ab. Alle versuchten, sie aufzuhalten, aber der Pilot antwortete nicht mehr. Die Maschine verschwand im Himmel und niemand hörte je wieder etwas von dem Flugzeug.
Detektiv Anderson las den Artikel zu Ende. Er sah grübelnd aus dem Fenster. Regentropfen liefen die Scheibe hinunter. Das Unwetter draußen reflektierte seinen inneren Tumult in diesem Moment perfekt. Er schien zu wissen, was mit dem Flugzeug geschehen war. Alle Hinweise waren da, direkt vor seinen Augen. Doch um sich ganz sicher zu sein, musste Anderson sich auch noch den zweiten Fall ansehen. Der Artikel stammte aus dem Jahr neunzehnhundert neunundachtzig.
Es geschah neunzehnhundert vierundfünfzig. Santiago Airlines Flug Fünf Eins Drei startete in Westdeutschland und sollte achtzehn Stunden später in Brasilien landen. An Bord waren achtundachtzig Passagiere und vier Besatzungsmitglieder. Das Flugzeug verbarg sich in den Wolken und verschwand von allen Radarschirmen. Die Luftraumüberwachung versuchte, die Piloten zu kontaktieren, erhielten aber keine Antwort. Achtzehn Stunden später informierte man den brasilianischen Flughafen. Die Landung der Maschine konnte weder bestätigt werden, noch konnten die Brasilianer Kontakt zum Piloten herstellen. Die Suche dauerte mehrere Monate an, aber man fand nichts, genauso wie im Fall der Pan Am Neun Eins Vier. Das Flugzeug verschwand vom Radar, während es über dem Atlantischen Ozean unterwegs war. Zwei Jahre später wurde die Suche beendet und Santiago Airlines stellte alle Aktivitäten ein.
Zwölfter Oktober neunzehnhundert neunundachtzig. Die brasilianische Luftraumüberwachung entdeckte ein Passagierflugzeug, das wie aus dem Nichts auf dem Radar auftauchte. Sie erhielten keine Antworten auf ihre Anfragen. Das Flugzeug kreiste über dem Flugplatz und landete nach wenigen Minuten schließlich. Dann ... nichts. Niemand öffnete die Tür, keine Passagiere stiegen aus. Die Piloten antworteten noch immer nicht. Das Flugzeug befand sich in einwandfreiem Zustand. Schnell wurde klar, dass das der Santiago Airlines Flug Fünf Eins Drei, der seit fünfunddreißig Jahren als vermisst galt, war. Das Bodenpersonal näherte sich dem Flugzeug und öffnete die Türen. Was sie sahen, erfüllte sie mit Grauen. Polizei, Zoll, Ärzte, Detektive und andere Flughafenmitarbeiter versammelten sich um das Flugzeug. Niemand wusste, was zu tun war. Im Flugzeug befand sich nicht eine lebendige Person. Die Maschine war neunzehnhundert vierundfünfzig verschwunden und tauchte fünfunddreißig Jahre später in perfektem Zustand ohne Schäden wieder auf. Bisher weiß niemand, was geschehen war.
Detektiv Anderson fiel auf, dass die beiden Geschichten sich stark ähnelten. Pan Am Neun Eins Vier verschwand neunzehnhundert fünfundfünfzig. Santiago Airlines Fünf Eins Drei ein Jahr zuvor. Anderson kratzte sich am Kopf und bemerkte ein weiteres Detail. Beide Flugzeuge verschwanden vom Radar, als sie den Atlantik überflogen. Es kursieren unzählige Mythen über Phantomschiffe und mysteriöse Phänomene, die im Zusammenhang mit dem Bermuda-Dreieck stehen. Detektiv Anderson wusste, dass es nur Legenden waren. Doch diese beiden vermissten Flugzeuge verwirrten ihn. Er sah sich die beiden Artikel an und ... dann verstand er alles! Das war es! Die Lösung lag die ganze Zeit vor seinen Augen!
Beide Geschichten wurden in derselben Zeitung veröffentlicht. Es gab keinen echten Dispatcher, der mit den Flugzeugen kommuniziert hatte. Über die Passagiere war nichts bekannt. Keine andere Zeitung außer dieser veröffentlichten Neuigkeit über diese beiden vermissten Flugzeuge. Scheinbar nahmen sie dieselbe Geschichte und änderten nur Datum, Ort und Name des Fluges. Ja, der Fall war gelöst! Es war alles ein Schwindel! Der Regen verebbte. Detektiv Anderson sah aus dem Fenster und hörte das Geräusch eines vorbeifahrenden Zugs. Das erinnerte ihn an eine andere Lügengeschichte über einen Phantomzug. Es geschah neunzehnhundert elf in Italien. Einhundert Passagiere stiegen in den Zug der Zanetti Bahngesellschaft. Er fuhr durch eine malerische Berglandschaft, in einen Tunnel und kam nie wieder heraus. Niemand hatte den Zug je wieder gesehen. Alle Passagiere waren verschwunden, aber nicht lange. Sie tauchten ... in der Vergangenheit auf.
Es gab Aufzeichnungen aus dem Jahr achtzehnhundert fünfundvierzig. Ein unbekannter Arzt aus Mexiko City schrieb über einhundert Italiener, die aus dem Nichts in der Stadt auftauchten. Sie waren seltsam gekleidet und sprachen von einem geheimnisvollen Zug. Diese Geschichte war jedoch frei erfunden. Es gab keinerlei Beweise oder Aufzeichnungen über diesen Zug oder die Leute, die in der Vergangenheit gelandet waren. Ein lautes Geräusch unterbrach seine Gedanken. Detektiv Anderson nahm den Hörer ab. Er hörte aufmerksam der Person am anderen Ende der Leitung zu. Eine Minute später erwiderte er: “Ja.” Der Detektiv hängte wieder ein. Ein neues Rätsel für ihn! In der Sahara hatten die Einheimischen ein riesiges Schiff gefunden, das vor siebenundzwanzig Jahren im Südpazifik verschwunden war. Weder Besatzung noch Fracht oder Flaggen waren an Bord. Niemand wusste, wie das Schiff in die Wüste gelangt war, aber wegen der Feuchtigkeit bildete sich Matsch um das Schiff. Es schien, als wäre es gerade erst aus dem Wasser an diese Stelle teleportiert worden. Perfekt! Diesmal kein Schwindel. Detektiv Anderson setzte seinen Hut auf und verließ das Büro. Was dann geschah, erfahrt ihr in einem anderen Video.