Sonnenseite
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Wenn du quadratische Wellen siehst, geh sofort aus dem Wasser!

Aah, schön. Du gehst mit deinem Freund spazieren und schaust zum Himmel. Die Sonne sieht heute irgendwie anders aus... so, als ob sie einen Ring um sich hat, sieht ein bisschen aus wie ein Regenbogen. Huh... “Schau dir das mal an!” Dein Freund hebt seinen Blick vom Handy. “Du solltest nicht direkt in die... Lass alles stehen und liegen!”, schreit er. “Das ist ein Sonnen-Halo. Wir müssen hier weg, außer, du hast den größten Schirm der Welt dabei!”

Aber was ist ein Sonnen-Halo? Das ist ein Zeichen der Natur, dass ein Schnee- oder Regensturm im Anmarsch ist. Er wird durch Wolken verursacht, die aus Milliarden kleiner Eiskristalle bestehen. Das Sonnenlicht dringt durch diese Kristalle, wodurch das Licht gebrochen wird, also genau wie bei einem Regenbogen. Aber schau nicht direkt in die Sonne, auch wenn es verlockend ist, weil man so etwas nicht jeden Tag sieht. Aber das ultraviolette Licht kann das freiliegende Gewebe deiner Netzhaut verbrennen und damit deine Augen nachhaltig schädigen, und das ist es nicht wert. Schnapp dir lieber eine gute Sonnenbrille. Dieses Phänomen kannst du dann etwa vierzig Minuten bestaunen. Solche Wolken entstehen übrigens auch nachts und bilden diesen gespenstischen Ring um den Mond.

Im Juni zweitausendzwanzig wurden einige Leute Zeuge einer gigantischen Ambosswolke. Das ist eine seltene Sturmformation, die am Himmel erscheint.
Sie entsteht, wenn starke Luftströmungen Wasserdampf nach oben tragen. Die Luft dehnt sich dann aus und wird breiter, wenn sie die Grenze zur Stratosphäre erreicht. Die Luftströmung drückt also die dichte Wolke in diese spezielle Form, manchmal formt sie auch einen Pilz!
Ambosswolken erzeugen übrigens die gefährlichsten Blitze aller Stürme und das sind Blitze, die aus heiterem Himmel kommen, wortwörtlich. Der Sturm ist noch kilometerweit weg, aber Blitze zucken durch den blauen Himmel wie von Zauberhand. Diese Blitze entstehen von der Spitze des Ambosses und können zehnmal stärker sein, als ein normaler Blitzschlag.

Du kannst dir sicher vorstellen, dass die Leute erschrocken waren, als sie diese riesige Wolke sahen. Du hättest bestimmt auch gedacht, dass gleich etwas Schreckliches passieren wird! Noch bevor irgendeine Behörde das erklären konnte, wurden schon Aufnahmen von der Riesenwolke in den sozialen Medien gepostet und geteilt. Von offizieller Seite gab es dann Entwarnung, mit der Begründung, dass es sich um ein natürliches Phänomen handelte, und zwar um ein wunderschönes! Bevor sie sich auflösen, bleiben diese Wolken meist in einem Gebiet hängen, unabhängig davon, wie stark der Wind weht.

Stell dir vor, du stehst an der Westküste Frankreichs. Du siehst die Insel Île de Ré und das wunderschöne blaue Wasser, den sauberen Sandstrand und beeindruckende Leuchttürme, kein Wunder, dass dieser Ort ein beliebtes Urlaubsziel ist. Aber das wahrscheinlich Coolste an der Insel ist das, was du hinter der Küste siehst. Es sind quadratische Wellen. Dieses Wellenmuster sieht aus wie ein riesiges Schachbrett auf dem Meer. Viele Inselbesucher werden von diesen Wellen in den Bann gezogen und begeben sich an höher gelegene Orte wie den nahe gelegenen Leuchtturm, um das perfekte Foto zu machen. Es ist ein Naturphänomen, aber Leute sagen, dass dieses quadratische Muster im Wasser aussieht, als ob sich darunter eine Art Gitter befindet. Dieses Wellenmuster ist wirklich faszinierend, und die meisten Leute machen es richtig, es aus der Ferne zu beobachten. Sie wissen, dass man sich von diesen Wellen lieber fernhält...

Willst du wissen, wie diese quadratischen Wellen entstehen? Dazu schauen wir uns erstmal an, wie Wellen generell entstehen. Wellen können je nach Wind und Wetter viele Kilometer über die Wasseroberfläche zurücklegen. Und selbst an Tagen, an denen das Wetter ziemlich ruhig ist, können Stürme an anderen Orten krachende Wellen entstehen lassen, die sich dann auch auf die umliegenden ruhigen Gewässer auswirken. Wenn Wellen an die Küste eines fernen Landes aufschlagen, nennt man sie Dünung. Das sind aber nicht die Wellen, die durch lokale Winde entstehen. Wenn zwei unterschiedliche Wellen aus entgegengesetzten Richtungen aufeinandertreffen, nennt man das Kreuzsee. Und so entstehen die quadratischen Wellen, die du vor der Insel Ré siehst.

Diese Wellen gehören zur Hauptattraktion der Insel, aber natürlich kannst du dort auch ein ruhiges, entspannendes Meer genießen. Die Wellen der Kreuzsee treten ja auch nur zu bestimmten Zeiten im Jahr auf und auch nur, wenn die Wetterbedingungen stimmen. Aber dann ist Vorsicht geboten. Jeder auf der Insel weiß, dass man sich vom Meer fernhalten sollte, wenn diese viereckigen Wellen auftauchen. Daher hört man nicht so oft, dass jemand darin gefangen wurde. Und für die vielen Touristen auf der Insel gibt es Schilder, die sie darauf aufmerksam machen, das Meer zu dieser Zeit zu meiden.
Aber natürlich gibt es Leute, die diese Info nicht so ernst nehmen. Es gab eine Handvoll Fälle, in denen Menschen in die Fluten gerieten, aber alle konnten glücklicherweise gerettet werden.

Diese quadratischen Wellen haben mittlerweile Weltruhm erlangt, denn an keinem anderen Ort auf der Welt erscheint dieses perfekte Muster. Eigentlich hat bisher noch niemand irgendwo anders solche quadratischen Wellen gesichtet. Man muss allerdings sagen, dass es auf allen Ozeanen Wellen gibt, die sich kreuzen. Ist aber der Winkel flacher, mit dem sie sich aufeinander zubewegen, scheint es so, als kämen die Wellen aus der gleichen Richtung, auch wenn sie es nicht tun. Außerdem verlieren Wellen langsam an Schwung, je weiter sie wegdriften. Das heißt ihr Kamm, also die Spitze der Welle wird runder und ist weniger zackig. Die besonderen Wind- und Wetterverhältnisse auf der Insel Ré bilden quasi “den perfekten Sturm”, der die Wellen der Kreuzsee bildet, und die wir dann deutlich sehen können.

Es war das Jahr zweitausendneun in Italien. Ein Mann saß in seiner Küche. Dann sah er einige flackernde Lichter. Und er wusste genau, was zu tun war. Er brachte seine Familie an einen sicheren Ort. Ein paar Sekunden später erschütterte ein schweres Erdbeben die ganze Region. Dank seiner schnellen Reaktion überlebte seine Familie. Er hatte richtig erkannt, dass diese flackernden Lichter die Vorzeichen eines Erdbebens waren! Diese mysteriösen Lichter haben die Leute schon früher gesehen, aber damals dachte man, das sind Zeichen aus dem Weltall! Auch in der Wissenschaft hat man sie früher nicht ernst genommen. Aber nach der Erfindung der Fotografie tauchten immer mehr Fotos von diesen seltsamen Lichtern auf. Und schon bald wurde allen der Zusammenhang klar. Die Lichter tauchen auf, und kurz danach bebt die Erde. Nach einigem Herumstöbern in alten Aufzeichnungen fand man doch tatsächlich Notizen über diese Erdbeben-Lichter, die vor Hunderten von Jahren gemacht wurden. Sie wurden als bläuliche Flammen beschrieben, die kurz vor einem Erdbeben aus dem Boden kamen... ooh gruselig.

Die Weihnachtsinsel-Krabben veranstalten einmal im Jahr ein erstaunliches Naturspektakel. Es ist ihre Wanderungszeit, die von der Mondphase und den ersten Regenfällen zwischen Oktober und Februar bestimmt wird. Das genaue Datum kann man daher leider nicht vorhersagen. Die Krabben spüren, dass es losgeht und verlassen im Kollektiv ihre Heimat im Wald, um zum Meer zu wandern.
Die Millionen von roten Krabben werden auf ihrer Reise über die Insel beobachtet. Es werden Straßensperren errichtet, damit sie sich ihren Weg ungehindert zum Meer bahnen können. Dort legen sie ihre Eier ab und machen sich dann wieder auf den Rückweg in ihren Wald, wo sie bis zur nächsten Wanderzeit bleiben.


Kennst du lebende Brücken? Die findest du im indischen Bundesstaat Meghalaya. Sie bestehen komplett aus Wurzeln von lebenden Bäumen. Die verschlungenen dicken Wurzeln sind stark genug, um mehr als fünfzig Menschen zu tragen.
Die dort ansässigen Stämme der Khasi und Jaintia haben die Kunst des verrückten Brückenbaus perfektioniert. Für sie sind sie ja auch wichtig, denn sie brauchen sie, um Bäche und Schluchten zu überqueren. Einige Wurzelbrücken sind sogar schon über einhundertachtzig Jahre alt! Am Anfang pflegen die Brückenbauer die Wurzeln, bis sie lang genug gewachsen sind, um das gegenüberliegende Ufer zu erreichen. Es kann manchmal bis zu fünfzehn Jahre dauern, bis eine Brücke gewachsen ist.

Schon zu Beginn werden die Wurzeln eng miteinander verflochten, damit die Brücken schön stark werden. Und wenn eine Brücke quasi ausgewachsen ist, hält sie wohl mehr als fünfhundert Jahre. Natürlich verrotten auch einige Wurzeln, aber dafür wachsen ständig neue nach. Das ist auch der Grund, warum diese ungewöhnlichen Konstruktionen auf Naturbasis so langlebig sind.

Hast du schon mal Lichtsäulen gesehen? Ich meine diese bunten Lichtstrahlen, die entweder von der Erde zum Himmel aufsteigen oder von den Wolken herabscheinen. Normalerweise treten sie auf, wenn es kalt ist, denn sie entstehen, wenn das Sonnenlicht von den in der Luft schwebenden Eiskristallen reflektiert wird. Je höher die Kristalle in der Luft schweben, desto höher ragen diese bunten Säulen empor. Wenn du Glück hast, kannst du sie meistens bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sehen.

Überall auf der Welt verteilt gibt es Höhlen, die leuchten. Dieses Licht stammt von Hunderten von kleinen Glühwürmchen, die es sich in den Höhlen gemütlich gemacht haben. Es gibt Höhlen, die sind weit über dreißig Millionen Jahre alt. Die meisten davon sind in Neuseeland und Australien.
Die Würmer selbst leuchten aber nicht, sondern die Babywürmer, Larven genannt. Sie bilden Seidenfäden aus Schleim und daraus spinnen sie Netze. Und genau diese Netze beleuchten eine gesamte Höhle. Aber eigentlich wollen die Glühwürmchen damit nur Fliegen und andere leckere Insekten zum Futtern fangen.

Regenbogenbäume sind zu hundert Prozent echt. Diese farbenfrohen Naturwunder stehen auf den Philippinen und in Indonesien und werden Rainbow Eucalyptus oder Rainbow Gum genannt. Die prachtvollen Regenbogentöne entstehen durch den Farbkontrast zwischen alter und neuer Rinde. Wenn sich die dünnen Oberflächenschichten der Rinde ablösen, kommen neue Schichten mit helleren, auffälligeren Farben zum Vorschein. Die neue Rinde ist erst grün, dann wird sie lila, dann rot und schließlich braun. Das passiert, weil diese Bäume Chlorophyll enthalten. Du weißt schon, dass Chlorophyll die Pflanzen grün macht, stimmt’s? Und mit zunehmendem Alter verliert die Rinde ihr Chlorophyll und verändert dadurch langsam ihre Farbe.

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