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Ein Spanier überquerte den Atlantik, um nach 45 Jahren sein Kindermädchen wiederzusehen

Im Laufe unseres Lebens treffen wir viele Menschen, die uns unschätzbare Lektionen erteilen und uns als Individuen prägen. Wenn wir älter werden, geht diese Nähe leider oft verloren, weil wir die Menschen aus den Augen verlieren, die uns einst so nah waren.

Wir wissen, dass ein Wiedersehen das Herz beflügelt. Hier auf Sonnenseite teilen wir eine dieser rührenden Geschichten. Es ist die Geschichte von Juan Jonsson, der 8817 Kilometer zurückgelegt hatte, um das Kindermädchen wiederzusehen, das ihn in seiner Kindheit begleitet hatte.

Courtesy of Juan Jonsson

Juan Jonsson wurde im März 1973 in Schweden geboren. Noch im selben Jahr, ein paar Monate später, zog seine Familie nach Cochabamba. Dort lebte die Familie, bis er sechs Jahre alt war. Damals wurde die 31-jährige Ana Jiménez als Kindermädchen für Juan und seine Geschwister eingestellt. Sie kümmerte sich um die Kinder, während ihre Eltern die Arbeit erledigten, die die Familie nach Bolivien brachte.

“Ich kam zu Juanito, als er sechs Monate alt war. Er war sehr anhänglich. Später, als er größer war, lief er mir ständig hinterher. Ich nannte ihn ’meinen schwedischen Cholo’ und er nannte mich ’meine Oma’”, erzählte Ana.

Courtesy of Juan Jonsson, © juanitojonsson / Instagram

In einem Interview für Sonnenseite sagte Juan, dass das Aufwachsen in Bolivien, immer Teil seiner Persönlichkeit ist. “Wenn ich mich vorstelle, fange ich immer damit an, dass ich in Bolivien aufgewachsen bin. Ich komme aus Cochabamba. Es ist Teil meiner Identität, weil ich dort meine ersten Jahre verbracht habe”, sagte er. Jahre später zog Juans Familie wieder nach Europa, wo er sich später in Fuengirola in Spanien niederließ.

In Europa wuchs er heran und entwickelte sich zum Mann. Juan beschreibt diese Zeit als eine Art “Blase”, denn obwohl er nie den Kontakt zu den Wurzeln verlor, die seine Identität prägten, ergab sich für ihn nie die Möglichkeit, nach Lateinamerika zurückzukehren. Daher blieben ihm leider nur die schönen Erinnerungen an seine Kindheit. Juan sagte: “Ana ist Teil meines Lebens. Sie ist in allen Fotoalben zu sehen, die wir von Bolivien haben.”

Erst vor ungefähr 4 Jahren ergab sich die Gelegenheit, nach Ana zu suchen. Juan nahm an einem Kongress in Lima in Peru teil. “Als ich endlich wieder in Südamerika war, hatte ich das Gefühl, dass meine Seele aufblühte. Ich wusste, von Peru ist es nicht weit nach Bolivien”, sagte er. “Ich hatte zwei Tage frei und bin mit dem Flugzeug nach La Paz geflogen. Von dort aus bin ich mit dem Bus über die halben Anden nach Cochabamba gefahren.”

Als er in Cochabamba ankam und verschiedene Orte in der Stadt besuchte, die seine Kindheitserinnerungen prägten, unter anderem seine alte Schule, wollte er auch unbedingt sein Kindermädchen treffen. “Nach meiner ersten Reise, die vieles in mir aufleben ließ, entstand das Bedürfnis, Ana zu sehen”, erzählte er.

Courtesy of Juan Jonsson

Vor allem durch die unermüdlichen Nachforschungen seiner Mutter nach dem Verbleib seines Kindermädchens, wusste Juan schließlich, dass sie in der Stadt Yacuiba, einer Grenzstadt zwischen Bolivien und Argentinien, wohnte. Dank der Bemühungen seiner Mutter bekam Juan die Telefonnummer von Anas Sohn Daniel raus. Und so ergab es sich, dass Juan wieder nach Bolivien zurückkehrte, aber diesmal um sein Kindermädchen wiederzusehen.

Ein Freund von ihm hatte ein Projekt in Santa Cruz, etwa 544 Kilometer von Yacuiba entfernt, von dort aus wollte Juan starten. Zusammen mit zwei weiteren Freunden machten sie sich in der Nacht auf den Weg zu Anas Haus. “Wir kamen um 6 Uhr in Yacuiba an”, sagt er, “Daniel hatte seiner Mutter nur gesagt, dass jemand zu Besuch kommt, aber er hatte ihr nicht gesagt, wer [...] und dann kam es zum Wiedersehen.”

Courtesy of Juan Jonsson

Als hätte es das Schicksal vorbestimmt, war das Wiedersehen mit Ana sehr einfach und wunderschön. Juan sagte, dass die Geschichte viral ging, ist auf eine Reihe von Zufällen zurückzuführen. Seiner Meinung nach war es Schicksal, dass er drei Freunde fand, die ihn begleiteten und den Moment des Wiedersehens mit Ana aufnahmen. Er empfand es auch als Zufall, dass das Video, das er auf TikTok postete, zur gleichen Zeit viral ging, als er seinen Heimflug antrat.

Auf die Frage, was er von den Millionen Fans seiner Geschichte hält, sagte er, dass er nicht genau versteht, was in den sozialen Medien abgeht. Aber er sagte: “Es gibt eine Sache, die ich besonders an dieser Geschichte mag. Mir war es wichtig, jemanden zu ehren und zu danken, und das, solange diese Person noch lebt. Und ich finde es gut und ich bin froh, mit meiner Geschichte andere Menschen zu inspirieren.”

Wenn du jemanden treffen könntest, der deine Kindheit geprägt hat, was würdest du dieser Person gerne sagen? Schreib es unten in die Kommentare.

Bildnachweis der Vorschau Courtesy of Juan Jonsson, Courtesy of Juan Jonsson
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