Sonnenseite
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“Mein Kind will am Fenster sitzen.” Ich habe für einen bequemen Fensterplatz bezahlt und mich geweigert, mit einem anderen Passagier zu tauschen

Ein langer Flug ist nur selten eine angenehme Erfahrung, besonders dann, wenn man in der Nacht reist und so die schwere Aufgabe hat, in einer aufrechten Position schlafen zu müssen. Einfacher machen kann man es sich natürlich, indem man ein wenig mehr bezahlt — entweder durch ein Ticket für die Business-Klasse oder einfach nur für etwas mehr Fußraum. Die Frau, um die es heute in diesem Artikel gehen soll, hat sich bei einem Flug für letztere Variante entschieden. Als sie dann jedoch bei ihrem Sitzplatz angekommen war, musste sie feststellen, dass dieser schon von einem Teenager besetzt war, dessen Mutter darauf bestand, sie solle doch mit ihm die Plätze tauschen.

Ein langgeplanter Urlaub

“Hi! Mein Name ist Emily. Ich arbeite als Marketingexpertin in einem großen Unternehmen und erlaube mir leider nur selten Urlaub. Meine letzten Ferien waren bereits drei Jahre her und erst vor Kurzem war es mir möglich, mal wieder zwei Wochen Urlaub zu machen. Die Wahl des Urlaubsortes fiel hierbei auf Hawaii, da ich so Faulenzen am Strand und auch andere Aktivitäten wie Wandern in einem Nationalpark verbinden konnte.

Dabei gab es nur ein Problem: Es waren nur Tickets für die Verbindung zwischen New York und Honolulu verfügbar. Dieser Flug dauert 12 Stunden und startet schon sehr früh am Morgen. Da ich schon wusste, dass ich früh morgens noch im Halbschlaf am Flughafen ankommen würde, hatte ich bereits im Voraus einen Sitzplatz mit Extrabeinfreiheit gebucht. Ich hatte gehofft, so etwas Schlaf nachholen zu können und dann, nach dem Aufwachen, den wunderschönen Pazifischen Ozean bewundern zu dürfen. Sobald ich die Tickets gebucht hatte, gab ich mich ganz und gar der Planung des Ausfluges hin und träumte von meinem lang ersehnten Urlaub. Leider begannen die Probleme dann aber schon kurz nach dem Einsteigen.”

Ein fremder Passagier auf dem eigenen Sitzplatz

Ganz so wie ich es erwartet hatte, brachte ich in der Nacht vor dem Flug kaum ein Auge zu. So hatte ich mich vor lauter Aufregung und Vorfreude stundenlang im Bett hin und her gewälzt. Also freute ich mich dann auch bereits im Taxi auf dem Weg zum Flughafen auf einen bequemen Sitz im Flieger, um dort etwas Schlaf nachholen zu können. Umso überraschter war ich dann, als ich auf meinem Sitzplatz auf einmal einen zwölfjährigen Jungen vorfand, der auf seinem Handy spielte. Seine Mutter saß neben ihm

Ich fragte die beiden, ob es eventuell eine Verwechslung bei den Sitzplätzen gegeben habe. Auch ich kontrollierte meine Platznummer doppelt. Vielleicht hatte ich mich, müde wie ich war, ja einfach nur getäuscht, aber nein, die Nummer war richtig. Dann sah mich die Mutter des Jungen an, deutete zu diesem herüber und bat mich, die Plätze mit ihm zu tauschen. Dazu sagte sie noch:

’Der Platz in der Mitte ist unbequem und mein Sohn möchte am Fenster sitzen und die Wolken ansehen.’
Frau im Flugzeug

“Dieses angebliche Interesse für Wolken war dem Jungen jedoch nicht anzumerken. Er sah während der gesamten Unterhaltung kein einziges Mal von seinem Handy auf und tippte nur einige Male wie wild auf den Bildschirm. Ich weigerte mich und erklärte der Frau, dass ich die Situation sehr gut nachvollziehen kann, weshalb ich selbst ja extra mehr Geld für einen Platz mit mehr Beinfreiheit bezahlt hatte. Sie ließ jedoch nicht locker.”

Eine sich aufbauschende Diskussion

“Inmitten eines Flugzeuges einen Streit vom Zaun zu brechen, war das Letzte, das ich wollte. Während ich, inzwischen zum dritten Mal, versuchte, der Frau ruhig meinen Standpunkt zu erklären, stiegen immer mehr Passagiere zu. Ich wollte den Platz nicht aufgeben, da ich ja gehofft hatte, etwas schlafen und die Aussicht auf den Ozean genießen zu können. Leider wurde der Tonfall der Dame mit jedem Satz aggressiver. Die Leute auf den Plätzen um uns herum beobachteten uns inzwischen schon.

In den nächsten 20 Minuten wurde ich nur so mit Beleidigungen und Anschuldigungen beworfen. So fragte sie mich etwa: ’Haben Sie, junge Dame, selbst Kinder?’, worauf ich antwortete, dass sie das nichts anginge. Dies wiederum wertete sie als ein Nein und warf mir dann vor, ich wisse nicht, was es bedeute, Mutter zu sein. Anschließend beschuldigte sie mich zu allem Übel noch, mich kindisch zu verhalten, da ich, eine erwachsene Frau, nicht bereit dazu sei, meinen Platz mit einem Kind zu tauschen. Auch schlechte Manieren hatte ich angeblich: ’Sie könnten einfach mit meinem Sohn tauschen, ist das so schwer?’”

Das Bordpersonal muss eingreifen

“Inzwischen war das Flugzeug fast vollbesetzt und die Flugbegleiter kontrollierten bereits die Fächer und Gänge. Leider hatte sich meine Situation noch nicht entschärft und die Aufmerksamkeit des gesamten Fliegers lag nun bei uns. All mein Zureden half nicht weiter und die Frau weigerte sich noch immer, den Platz ihres Sohnes aufzugeben (dieser starrte weiterhin auf sein Handy). Als eine Flugbegleiterin vorbeilief, sprach ich sie an, erklärte die Situation und bat sie um Hilfe.

Diese sagte der Frau dann, dass der Fensterplatz belegt sei und sie bitte die Plätze auf ihren Tickets aufsuchen müssten. Erst versuchte sie weiterhin zu diskutieren, ehe dann eine zweite Flugbegleiterin kam und sie ebenfalls aufforderte, auf ihre Plätze zu gehen. Schließlich standen die beiden dann auf und begaben sich, nicht ohne weitere Beschwerden, zur Mitte des Flugzeugs. Etwa zeitgleich traf dann noch der Passagier ein, der eigentlich neben mir hätte sitzen sollen. Ich frage mich, ob die Situation wohl anders verlaufen wäre, wäre er früher gekommen.”

Sie konnte sich letztlich durchsetzen

“Einschlafen konnte ich während dieses Fluges nicht mehr. Ich verbrachte eigentlich die gesamte Reise damit, die Auseinandersetzung in meinem Kopf immer wieder durchzuspielen, war jedoch auch froh darüber, mich letztlich durchgesetzt haben zu können. Da ich schon immer Probleme damit habe, Grenzen zu setzen, machte mich das besonders stolz. So war ich etwa einmal in einem Park von einer Gruppe Menschen von einer Bank ’gedrängelt’ worden. Ein anderes Mal stand ich vor einer Pizzeria in der Schlange, als sich plötzlich ein Mann vor mich stellte und mir das letzte Stück Pizza vor der Nase wegschnappte. Wie oft mir jemand mein Taxi ’gestohlen’ hat, kann ich schon gar nicht mehr zählen.

Jedes einzelne Mal habe ich in diesen Situationen eine Konfrontation gescheut, was ich am Schluss bereut habe. Dieses Mal wollte ich jedoch nicht klein beigeben, da ich mich schon so lange auf den Urlaub gefreut hatte. Ich blieb standhaft. Im Hotel konnte ich dann den Schlaf nachholen und verbrachte zwei wunderbare Wochen auf Hawaii. Diese Geschichte habe ich mittlerweile voller Stolz schon vielen meiner Freunde erzählt.”

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